Ratgeber

Pflanzliche Mittel bei Arthrose
Gelenkbeschwerden natürlich lindern
Gelenkschmerzen schränken die Beweglichkeit und Lebensqualität von Patienten mit Arthrose ein. Pflanzliche Mittel können die schulmedizinische Therapie unterstützen und Schmerzen lindern.
Tragen von Umzugskisten, Springen beim Sport oder erhöhtes Körpergewicht – unsere Gelenke ermöglichen uns nicht nur eine uneingeschränkte Mobilität, sondern halten im Laufe des Lebens auch eine Menge aus. Bei vielen Menschen macht sich dies im Alter in Form von Gelenkverschleiß oder Gelenkabnutzung bemerkbar: Die Knorpelschicht auf den Knochenenden ist so abgenutzt, dass die Knochen aufeinander reiben. Der Körper schafft es nicht mehr, den Knorpelabrieb in dem Maße zu reparieren, wie es nötig ist. Patienten mit Arthrose spüren dies durch Gelenkschmerzen – anfangs nur am Beginn von Bewegungen, in fortgeschrittenen Stadien beinahe ohne Unterbrechung. Das aneinander Reiben der Knochenenden schädigt im Krankheitsverlauf auch die Knochen selbst. Außerdem kann abgeriebenes Knorpelmaterial eine Entzündung auslösen, wenn es in den Gelenkspalt gelangt. Das Gelenk schwillt an und wird warm. Mediziner sprechen dann von einer aktivierten Arthrose. Von diesen sogenannten degenerativen Gelenkerkrankungen betroffen sind vor allem Gelenke in Schulter, Knie, Hüfte und Fuß.
Pflanzliche Mittel unterstützen vielfältige Behandlung
Es gibt keine Möglichkeiten, die Schäden am Knorpel- und Knochengewebe zu beheben und den Zerstörungsprozess aufzuhalten, auch nicht mit Medikamenten. Eine schulmedizinische Therapie zielt vor allem darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit der Gelenke so lange wie möglich zu erhalten. Zur Behandlung gehören deshalb nicht nur das Einnehmen von Medikamenten, sondern auch gelenkschonendes Bewegen wie Radfahren oder Aquagymnastik. Patienten mit Übergewicht müssen die Gelenke durch das Reduzieren des Gewichts entlasten. Die Pharmazeutin Birgit Scherzer gibt in der PTA-heute Tipps, wie Betroffene ihre schulmedizinische Therapie von leichten bis mittelschweren Gelenkbeschwerden mit pflanzlichen Mitteln unterstützen. Starke Beschwerden sollten Sie am besten von ihrem Arzt abklären lassen.
Teufelskralle bei degenerativen Gelenkerkrankungen
Zur unterstützenden Behandlung von Verschleiß- und überlastungsbedingten Gelenkerkrankungen empfiehlt Ihnen die Apothekerin pflanzliche Mittel mit dem Wirkstoff aus der afrikanischen Pflanze Harpagophytum procumbens (Teufelskralle). Der Wirkstoff wirkt schmerzlindernd, abschwellend und entzündungshemmend. Wählen Sie am besten ein Trockenextrakt aus der ethanolischen Wurzel der Teufelskralle zu je 480 mg – etwa Teufelskralle-ratiopharm® oder Teltonal®. Nehmen Sie davon zweimal täglich eine Tablette. Schauen Sie, wie Sie auf das Mittel ansprechen und ob Sie es vertragen. Grundsätzlich gibt es keine zeitliche Beschränkung. Als Nebenwirkungen sind Magenbeschwerden bekannt.
Beinwellwurzelextrakt zur lokalen Anwendung
Beinwellwurzelextrakt ist ein beliebtes Mittel bei Schmerzen und Schwellungen im Rahmen von Kniegelenksarthrosen. Der Wirkstoff der Pflanze Symphytum officinale wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und abschwellend. Als Präparat empfiehlt die Pharmazeutin Kytta® Schmerzsalbe. Die Anwendung richtet sich nach Größe der zu behandelnden Körperstelle und Ausprägung der Schmerzen. Falls Ihr Arzt nichts anderes verordnet hat, tragen Sie 2- bis 4-mal täglich ca. 1,2–6 g (also einen Salbenstrang von 4–18 cm) auf die betroffene Körperstelle auf. Achten Sie darauf, dass die Salbe ausschließlich mit intakter Haut in Berührung kommt. Anschließend massieren Sie die Salbe sanft ein. Bei stärkeren Beschwerden können Sie einen Salbenverband anlegen. Tragen Sie hierfür einmal täglich 10–20 g Salbe auf die Haut auf und decken Sie die Körperstelle mit Verbandsmaterial ab. Wenn Sie die Salbe gut vertragen, können Sie sie bis zum Abklingen der Beschwerden anwenden. Diese Salbe ist bereits für Kinder ab drei Jahren geeignet.
Wärmende Salben und Pflaster
Wärme hat eine heilende Wirkung. Sie erweitert die Blutgefäße, sodass das Blut schneller fließt und somit mehr Nährstoffe für den Heilungsprozess in die Zellen gelangen. Der Wirkstoff des Cayenne-Pfeffers Capsaicin erzeugt eine derartige Wirkung. Gleichzeitig hat er schmerzlindernde Eigenschaften. Zur Minderung der Gelenksschmerzen können Sie daher auf Salben und Pflaster mit Cayenne-Pfeffer zurückgreifen. In der Apotheke stehen Präparate wie Finalgon CPD® Wärmecreme oder Capsamol®-Salbe zur Verfügung. Auch diese dürfen Sie nur auf intakter Haut auftragen. Reagieren Sie empfindlich oder allergisch auf Cayennepfeffer-Dickextrakt oder Capsicum-Zubereitungen (Paprikagewächse), erkundigen Sie sich bei Ihrem Apotheker nach Alternativen.
Vermeiden Sie die zusätzliche Zufuhr von Wärme auf die mit Capsaicin-Präparaten behandelten Stellen. Werden betroffene Hautpartien beispielsweise warmen Wasser oder der Sonne ausgesetzt, können sich Brennen oder Stechen verstärken. Dies gilt auch bei Wärme und Schwitzen aufgrund von körperlicher Aktivität.
Hinweis: Präparate mit Capsaicin reizen bereits in geringen Mengen die Schleimhäute und führen dort zu starkem Brennen. Achten Sie beim Auftragen der Salben, dass die Wirkstoffe nicht in die Augen, Schleimhäute oder offene Wunden gelangen. Waschen Sie sich am besten nach dem Auftragen die Hände, um die Übertragung auf andere Körperstellen zu vermeiden.
Quellen:
Dr. Birgit Scherzer: Gelenkschmerzen überwinden. Wie die Beweglichkeit erhalten bleiben kann. Deutsche Apotheker Zeitung, Heft 41, Oktober 2016, S. 76-79.
Pharmazeutische Zeitung online am 23.11.2016

Frische Hilfe gegen Mundgeruch
Sorgfältige Zahnpflege als A und O
Knoblauch, Kohl oder Knödel – manchmal müssen unsere Liebsten nicht erzählen, was es in der Kantine zum Essen gab: Ihr Mundgeruch verrät es uns. Wie wir Mundgeruch effektiv bekämpfen und selbst erzählen, was wir Leckeres zum Mittag gegessen haben.
Akuter Mundgeruch (Foetor ex ore) wird meist durch bestimmte Nahrungsmittel wie durch Zwiebeln oder Eier oder durch Genussmittel wie Tabak oder Alkohol verursacht. Auch ein nüchterner Magen kann kurzfristig für einen unangenehmen Atem sorgen. Wer jedoch langfristig unter Mundgeruch leidet, der sollte seinen Zahnarzt aufsuchen: Mangelnde Zahn- und Mundhygiene hinterlässt den in der Mundflora vorkommenden Bakterien Speisereste an Zähnen, Zungenrücken oder Zahnzwischenräumen. Die Bakterien zersetzen diese Speisereste und setzen dabei Fäulnisprozesse in Gang. Die dabei entstehenden Abbauprodukte sind es, die wir als sogenannten Mundgeruch wahrnehmen. Bei Älteren können ein mangelhafter Zahnersatz oder unzureichend gereinigte Zahnprothesen den unangenehmen Geruch auslösen. Glänzen Sie jedoch mit sorgsamer Zahnhygiene, wird der Zahnarzt untersuchen, inwiefern Erkrankungen des Zahnapparates (Parodontitis) – oder bakterielle Entzündungen im Mund- oder Rachenraum Grund des Übels sind. Nur in seltenen Fällen liegen systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder des Verdauungstrakts wie eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) Mundgeruch zugrunde.
Mundgeruch als Symptom
Mundgeruch ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Die Behandlung des Mundgeruchs aufgrund mangelnder Mundhygiene richtet sich in erster Linie nach der Ursache. Ihr Zahnarzt entscheidet, ob eine Zahnfleisch- oder Parodontitisbehandlung oder eine professionelle Zahn- oder Zungenreinigung erforderlich ist. Zur Behandlung des Mundgeruchs stehen in der Apotheke verschiedene Mundspülungen, Mundspüllösungen oder Zahnpasten zur Verfügung. Der Zahnarzt Dr. Rainer Hahn gibt in der Deutschen Apotheker Zeitung Tipps, wie Sie Mundgeruch entgegenwirken.
Mit Mundspüllösungen gegen schlechten Atem
Mundspüllösungen enthalten antibakterielle Wirkstoffe, die Bakterienbelag im Mund für über 24 Stunden hemmen können. Dafür ist es jedoch nötig, dass Sie diese zweimal am Tag für 20 bis 30 Sekunden anwenden - unabhängig vom Zähneputzen. Gleichzeitig ist Zähneputzen in Kombination mit einer Mundspülung effektiver als ohne.
Dr. Hahn rät zur CB12® Mundspüllösung. Die darin enthaltenen Wirkstoffe Chlorhexidin und Zinkacetat verhindern, dass sich flüchtige Schwefelverbindungen bilden. Die Spülung enthält außerdem 0,05 Prozent Fluorid, das den Zahnschmelz stärkt und Karies vorbeugt. Alternativ rät der Zahnarzt zu Listerine® Cool Mint, dass Thymol, Eucalyptol, Menthol und Methylsalicylat enthält. Die Inhaltsstoffe töten Krankheitserreger ab und legen sich auf den Geruch.
Mundgeruch mit Zahncreme bekämpfen
Wer bereits mit der Zahncreme beim Zähneputzen Mundgeruch bekämpfen möchte, dem rät Dr. Hahn Meridol® Sicherer Atem Zahnpasta. Die Zahncreme enthält Zinklaktat, das der Bildung von Schwefelverbindungen entgegenwirkt. Aromabasierte Wirkstoffe maskieren den Mundgeruch. Die Zahncreme können Sie kombinieren mit der Meridol® Mundspülung, die die Wirkung der Zahncreme unterstützt.
Kaugummis für zwischendurch
Doch nicht jeder hat seine Zahnbürste immer dabei. Zum Beseitigen des Mundgeruchs unterwegs eignen sich Zahnpflegekaugummis. Dr. Hahn rät zum Miradent® Zahnpflegekaugummi. Der darin enthaltende Zuckeraustauschstoff Xylitol soll Kariesbildung reduzieren. Mit Kaugummis können Sie die tägliche Mundhygiene tagsüber fortsetzen und Ihrem Gegenüber mit frischem Atem auffallen.
Quelle: Dr. Rainer Hahn: Schlechter Atem. Wie man Mundgeruch vorbeugen und behandeln kann. Deutsche Apotheker Zeitung, Heft 38, September 2016, S. 47-49.

Harnwegsinfekte bei Kindern
Hilfe aus der Komplementärmedizin
Harnwegsinfekte können sich bei Säuglingen und Kleinkindern anders äußern als bei Erwachsenen. Woran Eltern einen Harnwegsinfekt erkennen und wie sie den Genesungsprozess mit naturheilkundlicher Arznei unterstützen.
Unter der Bezeichnung Harnwegsinfekte werden drei bakteriell ausgelöste Infektionen zusammengefasst: Die Entzündung der Blasenschleimhaut, die oft zugleich bestehende Entzündung der Harnröhre (Urehritis) und die – seltener ebenso vorliegende – Infektion des Nierenbeckens (Pyelonephritis). Gerade bei Säuglingen können die Symptome von den klassischen Anzeichen bei Erwachsenen abweichen: Bei Gewichtsverlust, Trinkschwäche, Erbrechen und Durchfall sollten Eltern aufhorchen. Während bei Neugeborenen selten hohes Fieber auftritt, kann dies bei älteren Babys durchaus der Fall sein. Die Anzeichen bei Kleinkindern hingegen erinnern eher an die Symptome von Erwachsenen: Kleine Patienten leiden unter häufigem Wasserlassen und gleichzeitigem Brennen oder Schmerzen.
Diffuse Beschwerden? Sofort zum Kinderarzt
Kann ihr Kind die Beschwerden noch nicht richtig äußern oder sind diese unspezifisch, sollten Sie mit Ihrem Kind umgehend zum Kinderarzt gehen. Dies gilt auch bei starken Schmerzen, Fieber, Blut im Urin oder wenn dieser durch ungewöhnlichen Geruch oder Farbe auffällt. Bei einer Nierenbeckenentzündung verhindert eine frühzeitige Therapie – meist mit Antibiotika –, dass die Infektion Schäden am Nierengewebe verursacht und es zu Funktionseinschränkungen der Niere kommt. Die Apothekerin Rebekka Pavone gibt in der Deutschen Apotheker Zeitung Tipps, wie Eltern mit komplementärmedizinischen Mitteln leichte Beschwerden ihrer Kinder lindern oder eine Antibiotika-Therapie unterstützen. Klären Sie die Anwendung der Mittel vorher mit einem naturheilkundlich erfahrenen Apotheker oder Therapeuten ab.
Dosierung abhängig vom Alter des Kindes
Die Wahl der homöopathischen Mittel orientiert sich an den Leitsymptomen beim Wasserlassen, an der Reaktion Ihres Kindes auf Wärme sowie an weiteren Krankheitsmerkmalen. Bei einer akuten Erkrankung rät Ihnen die Apothekerin, dem Kind am ersten Tag alle 30 bis 60 Minuten solange eine Gabe des Mittels zu verabreichen, bis eine Besserung eintritt. Falls es am nächsten Tag noch nötig sein sollte, genügt eine Gabe 3- bis 5-mal täglich. Eine Gabe entspricht bei
- Säuglingen: 1–2 Globuli
- Kleinkindern: 3 Globuli
- Schulkindern: 5 Globuli/5 Tropfen/1 Tablette
Hilfe bei Verschlimmerung durch Wärme
Nehmen die Beschwerden Ihres Kindes bei Wärme zu, rät die Apothekerin je nach Begleitumständen zu folgendem Mittel:
- brennende und stechende Schmerzen, das Gefühl einer „zugeschnürten“ Harnröhre sowie das Gefühl, es kommt noch was nach → Apis D 6
- brennende Schmerzen, häufiges Wasserlassen (auch unbeabsichtigt, etwas beim Lachen oder Husten) infolge einer Verkühlung; anhängliches Verhalten des Kindes → Pulsatilla D 6
Hilfe bei Verbesserung durch Wärme
Nehmen die Beschwerden Ihres Kindes bei Wärme ab, rät die Apothekerin Pavone in Abhängigkeit von weiteren Beschwerden zu nachstehendem Mittel:
- akute und brennende Schmerzen vor, beim und nach dem Wasserlassen sowie häufiger Toilettengang ohne viel Wasserlassen → Cantharis D 6
- starke Krämpfe sowie das Gefühl einer sehr vollen Blase, wobei nur wenige Tröpfchen kommen → Nux vomica D 6
- trüber und ungut riechender Urin sowie drückende Schmerzen also Folge von Verkühlen oder Infekten →Dulcamara D 6
Äußere Anwendungen bei Harnwegsinfekten
Bei einer Harnwegsinfektion ist es wichtig, dass Ihrem Kind stets warm ist – vor allem der Unterleib und die Füße. Zur Harmonisierung des Wärmekreislaufs empfiehlt Ihnen die Apothekerin die Kupfersalbe rot von Wala. Tragen Sie die Salbe abends dünn auf Waden, Ferse und Füße auf und reiben Sie sie von oben nach unten ein. Die Nierengegend kann ebenfalls eingerieben werden, um die Nierenfunktion zu unterstützen. Da die Salbe in der Stillzeit nur nach ärztlicher Rücksprache angewendet werden darf, sprechen Sie die Anwendung bei ihrem Säugling vorher am besten mit einem naturheilkundlich erfahrenen Apotheker und Therapeuten ab.
Hygiene beugt wiederkehrenden Harnwegsinfekten vor
Harnwegsinfekte können im Säuglings- und Kleinkindalter aufgrund einer vollen Windel oder einer erst zu erlernenden selbstständigen Toilettenhygiene gehäuft auftreten. Umso wichtiger ist es, dass Sie weiterhin auf schnelles Windelwechseln oder Hilfestellung ihres Kleinkindes achten. Leidet Ihr Kind dennoch häufiger an Harnwegsinfekten, lassen Sie dies von Ihrem Kinderarzt abklären.
Tipp: Vor allem Mädchen neigen zu Blasenentzündungen, da die Bakterien aufgrund der kurzen Harnröhre besonders schnell in die Blase wandern. Kontrollieren Sie, dass Ihre Tochter Ihren Hinweis beachtet, den Intimbereich stets von vorne nach hinten zu reinigen. So werden die Keime nicht vom After Richtung Harnröhrenausgang geschoben.
Quellen:
Rebekka Pavone: Mama, das brennt so! Kinder mit Blasen- und Nierenbeschwerden. PTA-heute, Heft 7, April 2016, S. 88-92.
Die von der Apothekerin aufgeführten Hinweise zur Wahl des richtigen homöopathischen Mittels stammen aus dem Buch „Komplementärmedizin für Kinder. Beratungsempfehlungen für die Selbstmedikation“ von Birgit Emde, Michaela Glöckler, Daniela Haverland, Margit Müller-Frahling und Margit Schlenk, 1. Auflage, Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, 2012.

Pflanzliche Mittel gegen Venenleiden
Rosskastanie und viel Bewegung helfen
Besenreiser, Krampfadern und Thrombosen – Venenleiden sind nicht nur ein kosmetisches Problem. Doch eine begleitende Therapie mit pflanzlichen Mitteln und die richtigen Bewegungsübungen können das Fortschreiten leichter Beschwerden hemmen.
Müde und schwere Beine, die sich zusätzlich durch Kribbeln, Jucken und einem Spannungs-oder Schwellungsgefühl bemerkbar machen, deuten auf Venenbeschwerden hin. 20 Prozent der Männer und 26 Prozent der Frauen in Deutschland leiden an Krampfadern (Varikose): Das sind nahe unter der Haut verlaufende und somit sichtbare Venen, die krankhaft erweitert sind, teilweise geschlängelt mit knotigen Aussackungen. Besenreiser, Venenentzündungen und Thrombosen sind weitere Erkrankungen der Gefäße.
Die Venen können mit dem Alter an Elastizität verlieren
Unsere Venen leisten große Arbeit: Fast 7 000 Liter Blut pumpen sie täglich zurück zum Herzen. Die Muskelpumpe der Beinmuskulatur und die Venenklappen unterstützen sie dabei. Letztere verhindern, dass das Blut in der Vene – mit der Schwerkraft – zurückfließt. Doch mit fortschreitendem Alter verlieren die Gefäßwande an Elastizität und weiten sich, sodass die Venenklappen undicht werden. Folglich ist der Blutfluss gestört, Flüssigkeit tritt in das Gewebe und lässt die Beine oder Füße anschwellen, vor allem abends, bei Wärme oder nach langem Stehen und Sitzen.
Genügend Trinken und ein gesundes Gewicht vermindern das Risiko
Venenleiden entstehen aufgrund erblicher Veranlagung, aber auch Bewegungsmangel, Übergewicht oder Schwangerschaften begünstigen Venenbeschwerden. Entwickeln sich über Jahre auch in den tiefer liegenden Venen krankhafte Veränderungen der Gefäße, droht eine chronisch-venöse Insuffizienz (CVI). Blauviolette Stauungsflecken und pinsel- oder sternartig angeordnete Äderchen, oft im Bereich des Innenknöchels, sind erste Anzeichen. Unbehandelte Krampfadern oder eine chronisch-venöse Insuffizienz führen nicht nur zur Schädigung des Bindegewebes, sondern machen auch die Haut verletzungsempfindlicher, sodass offene Stellen (offenes Bein) entstehen können. Diese bedürfen dringend einer ärztlichen Behandlung und geduldigen Pflege.
Beginnende Venenleiden sollten ernst genommen werden
Auch wenn viele Frauen und Männern in Deutschland unter Venenbeschwerden leiden und Besenreiser und Krampfadern oft bagatellisiert werden, sollten Betroffene sie ernst nehmen. Der Apotheker Ralf Schlenger gibt in der „Deutschen Apotheker Zeitung“ Hinweise, wie Sie leichte Venenleiden im Anfangsstadium mit pflanzlichen Mitteln (Phytohterapeutika) selbst lindern. Leiden Sie jedoch unter akuten Venenkrankheiten oder besteht bei Ihnen der Verdacht auf eine tiefe Beinvenenthrombose oder Venenentzündung, sollten Sie von einer Selbstmedikation absehen und einen Arzt aufsuchen.
Mit Bewegung die Beinmuskulatur fit halten
Es gibt keine Möglichkeiten, der Bildung von Krampfadern vorzubeugen, aber die Weiterentwicklung zur chronisch-venösen Insuffizienz lässt sich verhindern. Bewegung ist hierfür der Schlüssel, den sie aktiviert die Muskelpumpen und unterstüzen die Arbeit der Venenklappen. Mit folgenden Bewegungsübungen beugen Sie gesundheitlich bedenklichen Venenleiden vor:
- Als Faustregel gilt: Laufen und Liegen statt Stehen und Sitzen: Werden Sie aktiv und integrieren Sie Bewegung in Ihren Alltag: Steigen Sie Treppen statt den Lift zu nehmen, Radeln Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit oder legen Sie Wege wie zu kleineren Einkäufen zu Fuß zurück, planen Sie sich täglich einen Spaziergang ein
- Bein- und Fußgymnastik: Stärken Sie Ihre Muskeln und verbessern Sie Ihre Muskelpumpe, indem Sie barfuß gehen, auf den Zehen laufen, mit gebeugten Knien und angezogenen Fersen laufen (Kniebeugegang) oder Gehen und dabei die Beine hochziehen (Storchengang)
- Kneippen durch kalte und heiße Waschungen, Beingüsse, -wickel oder -bäder im Wechsel stärkt die Venen und regen den Blutfluss an
- Schwimmen Sie möglichst oft, jedoch nicht in Wasser mit einer Temperatur über 28 Grad Celsius
- Achten Sie auf ein richtiges Sitzen: Verwenden Sie Sitzgelegenheiten mit der richtigen Sitzhöhe und keinem zu weichen Polster (wenn die Fläche Ihrer Füße vollständig den Boden berühren), eine Fußstütze erleichtert ebenso die Arbeit für die Venen
- Eine sogenannte Venenwippe ermöglicht Ihnen, beim Zeitungslesen, Fernseher schauen oder Telefonieren die ermüdeten Venen sitzend durch wipp-artige Bewegungen zu entlasten und Stauungsbeschwerden zu mindern. Zehn Minuten täglich reichen bereits aus
- Nutzen Sie die Gelegenheiten, um Ihre Füße auf Kopfhöhe zu lagern und schlafen Sie wenn möglich im geneigten Bett (dies gilt nicht für Patienten mit Refluxkrankheit oder Hochdruck)
Mit Kompression den Beschwerden Beine machen
Darüber hinaus sind Kompressionsverbände, Stütz- und Antithrombosestrümpfe oder mediznische Kompressionsstrümpfe für die Behandlung von Venenleiden eine beliebte Behandlungsmethode. Sie sorgen für Druck von außen, sodass die Venen zusammengepresst werden, die Venenklappen wieder schließen und das Blut so wieder seine natürliche Strömungsrichtung und -geschwindigkeit annimmt. Die Kompressionsstrümpfe sind vor allem für Patienten mit fortgeschrittenen Venenleiden hilfreich und sollten vor allem bei längeren Sitzen oder Stehen getragen werden. Moderne Strümpfe unterscheiden sich mittlerweile kaum noch von einer normalen Strumpfhose und können in verschiedenen Farben gekauft werden.
Pflanzliche Mittel aus der Rosskastanie und roten Weinlaubblättern
Doch wer trägt gerne Stütz- und Kompressionsstrümpfe im Sommer, wenn bei der Wärme vor allem leichtere und kürzere Kleidung angenehm ist? Bei Venenleiden im Anfangsstadium rät Ihnen der Apotheker zur unterstützenden Behandlung mit pflanzlichen Extrakten oder Derivaten aus Naturstoffen. Einige Studien belegen mittlerweile die gute Wirksamkeit von Phytotherapeutika gegen Venenleiden. Am besten untersucht wurden Extrakte aus der Rosskastanie. Arzneimittel mit Trockenextrakten aus Rosskastanien für Erwachsene stehen Ihnen in Form von Tabletten (Aescusan®, Aescuven®, Venoplant® oder Plissamur®) oder Hartkapseln (Aescorin® forte) zur Verfügung. Sie lindern die Schmerzen und das Schweregefühl in den Beinen. Außerdem helfen sie gegen nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und Schwellungen. Wirskam sind Präparate, deren Tagesdosis 100 mg Aescin beinhalten.
Auch die Extrakte von roten Weinlaubblättern wurden am besten untersucht. Als wirksame Dosis empfiehlt Schlenger 360 mg Trockenextrakt täglich, wie es beispielsweise in der Creme von Anitstax® oder in den Tabletten von Antistax® extra enthalten ist.
Zu den Wirkstoffen der Phytotherapeutika zählen beispielsweise Triterpensaponine (in der Rosskastanie) und Flavonoide (in den Weinlaubblättern), die das Austreten von Flüssigkeit aus Gefäßen sowie Entzündungen hemmen und die Bildung von Wassereinlagerungen (Ödemen) reduzieren. Darüber hinaus sollen sie Beinschwellungen, Schmerzen, Spannungsgefühle sowie das Empfinden von schweren, müden Beinen mindern.
Mittel mit Mäusedornwurzelstock als Alternative
Auch Präparate aus Extrakten von Steinklee- oder Buchweizenkraut sowie Mäusedornwurzelstock kommen für die Behandlung infrage. Letzteres erhalten Sie in Form von Filmtabletten (Cefadyn®) oder Hartkapseln (Phlebodril® Venenkapseln) in der Apotheke. Schlenger rät zu einer möglichst frühzeitigen Behandlung mit den pflanzlichen Mitteln. Phytohterapeutika als alleinige Therapie vermögen allenfalls in frühen Stadien von Venenleiden die Beschwerden ausreichend zu lindern.
Ralf Schlenger: Wege aus dem Stau. Venenleiden und ihre Behandlung. Deutsche Apotheker Zeitung, Heft 33, August 2014, S.30-33.